Technik

Die Erntekrone
Sie besteht aus einem Erntekranz mit drei bis vier Bügeln oder Strängen. Drei Stränge symbolisieren dabei die Jahreszeiten, zu denen auf den Feldern gearbeitet wird. In der vierten Jahreszeit ruht die Feldarbeit. Besteht die Erntekrone aus vier Strängen, stehen diese sinnbildlich für die vier Jahreszeiten, welche durch den Kranz zu einem Jahr verbunden werden. Vier Bügel symbolisieren jedoch auch die Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste und Hafer. Dabei wird für jeden Strang nur eine Getreideart verwendet. Der Kranz hingegen wird zumeist gemischt gebunden. Die Stränge können gerade oder gebogen sein. Der Kranz hingegen soll gleichmäßig rund sein.

Bindearten
Zunächst werden die Stränge von oben nach unten und schließlich der Kranz gebunden. Diese Art ist am gebräuchlichsten. Jedoch ist auch die umgekehrte Vorgehensweise möglich. Bei dieser entsteht zunächst der Kranz und im Anschluss die Bügel, die dann von unten nach oben gebunden werden. Werden zwei oder auch mehrere Bügel kreuzweise über einen Kranz ineinandergestellt, so ergibt sich die Urform der Bügelkrone. Sie ist Sinnbild für die Krönung der langen Feldarbeit durch den eingebrachten Erntesegen. Mit der Übergabe der Erntekrone an den Bauern bedankten sich früher die Landarbeiter bei ihrem Herrn für Lohn und Kost. Die auf der Hausdiele verbleibende Krone symbolisierte das Himmelsgewölbe, unter dem Familie, Heim und die neu gedeihende Ernte auf dem Feld behütet sein sollte.

Material, Werkzeug und Zubehör
Als Grundgestell können Kranz, Weiden- oder Fassreifen dienen. Bei sehr großen Erntekronen ist es ratsam, sich ein Gestell vom Schmied anfertigen zu lassen. Auch eignen sich Fahrradfelgen sehr gut als Grundlage des Erntekranzes. Baumschere, Flachzange und Kneifzange für die Arbeit mit dem Draht sowie Messer und Bandschere werden als Arbeitsgeräte benötigt. Als Bindematerial eignet sich Wickeldraht von 6 mm oder besser noch 8 mm Stärke und Steckdraht (12/30 oder 14/35). Außer diesem Rohmaterial benötigt man außerdem Bänder, kleine Figuren, Früchte, Blüten und eine dekorative Aufhängung. Bordüren oder Rupfenbänder, welche farblich zu den übrigen Schmuckmitteln passen, werden um den fertigen Kranz geschlungen. Holzfiguren wie Hahn oder Bock als Symbol für die Fruchtbarkeit können selbst gesägt, angemalt und im Kranz verarbeitet werden. Getrocknete Blüten und Früchte sind die traditionelle Verzierung eines Erntekranzes. Es eignen sich Strohblumen, Imortellen, Schafgarbe, Statizien, Fruchtstände oder Mais. Die Blüten werden, wenn sie vollständig aufgeblüht sind, geerntet und kopfüber in einem dunklen Raum zum Trocknen aufgehängt. Auf das Einarbeiten von Krepppapierblumen sollte möglichst verzichtet werden.

Traditionell bestand die Erntekrone aus den letzten auf dem Feld verbliebenen Halmen und wenigen Früchten oder Blumen, welche am Wegesrand standen. Eine passende Aufhängung können z.B. Hanfseil, Kokosstrick, mit Bändern verkleidetes Drahtseil, altes Pferdegeschirr, Lederschlaufen, Kordeln, Bordürenbänder oder geflochtene Strohzöpfe sein.

Technik und Fertigung
Sobald das Getreide vollständig getrocknet ist, werden die Ähren von Blättern befreit und auf eine Länge von ca. 20 cm geschnitten. Je nach Größe der Ähren werden sechs bis zehn zusammengenommen und zu kleinen Sträußen gebunden. Nun geht es an das Binden der Erntekrone. Gearbeitet wird vom oberen Kreuzpunkt nach unten zum Kranz. Im Vorfeld muss dieser obere Kreuzpunkt gut mit Bindedraht umwickelt werden um ein Abrutschen der Getreidebündel zu vermeiden und ein festes und gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen. Die geschnittenen und gebundenen Ährenbündel werden schuppenartig angelegt und festgedrahtet. An jedem Strang wird dabei nur eine Getreidesorte befestigt. Erfahrungsgemäß werden ungefähr einhundert Ährenbündel für einen Strang benötigt, das entspricht circa 4000 Ähren für die senkrechten Stränge. Der Umfang eines Kronenstranges liegt nach der Fertigstellung bei rund 20 cm. Dementsprechend sollten diese 20 cm oberhalb des waagrecht liegenden Weidenringes mit Ähren ausgespart werden, da eben jener Platz für den unteren Ährenkranz benötigt wird.

Da die Erntekrone von allen Seiten hübsch aussehen soll, wird sie vollrund gebunden. Altem Aberglauben zufolge müssen die Ähren nach oben zeigen, da ansonsten die kommende Ernte durch ein Unwetter zustört würde. Sind die Bügel fertig gestellt, folgt der Kranz. Der fest zusammen gedrahtete Reif liegt flach auf dem Tisch. Ein runder Reif kann zunächst mit Stroh umwickelt werden, so dass eine Wulst entsteht. Bei dieser Technik werden Ähren eingespart und der fertige Kranz wirkt gleichmäßiger. Eine Person nimmt nun wieder die geschnittenen Ährenbündel und legt sie schuppenartig an den Reif. Jedes Bündel muss gut befestigt werden. Gearbeitet wird von der Mitte nach außen. Auf diese Art wird der gesamte Kranz gleichmäßig mit Ähren bewickelt.

Zum Ausschmücken der Krone mit Blüten und Bändern ist es ratsam, die Erntekrone aufzuhängen. Jeweils die Kreuzpunkte werden mit Blüten und Bändern versehen. Bei sehr großen Kronen wird manchmal auch eine Schleife in der Kronenmitte als „Klöppel“ eingearbeitet. Für jede Schleife benötigt man ungefähr 1 ½ Meter verschiedenfarbiges Schleifenband von 3 bis 4 cm Breite. Sie werden auf ungefähr 50 cm Länge zusammengelegt und mit Daumen und Zeigefinger, etwa 10 bis 12 cm von oben, zusammengehalten. Nun werden sie mit einem dünneren Schleifenband (ca. 5 mm) zusammengeknotet und an der Krone befestigt. Besonders hübsch und dekorativ wirken gestickte Leinenbänder, in welche bäuerlich-kirchliches Gedankengut eingearbeitet wurde. Die Begriffe „Hoffnung“, „Sorge“, „Glaube“ und „Dank“ vergegenwärtigen, dass das gesamte Tun und Denken des Bauern in früherer Zeit auf eine gute Ernte ausgerichtet war. Er hoffte stets auf eine reiche Ernte und sorgte sich das gesamte Jahr über um die Feldfrüchte. Sein Glaube an Gott gab ihm dabei die nötige Kraft. War die Ernteperiode überstanden, dankte er dem Schöpfer für den Ertrag, welcher seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie sicherte. Wenn die Arbeit dem Ende zugeht, wird der Abschluss unter den Anfang gesteckt, so dass sich ein einheitliches Gebinde ergibt.