Tradition


Erntebräuche aus früherer Zeit

Seit jeher waren der Ernteabschluss und die daran anschließenden Erntefeiern ein Höhepunkt des dörflichen Lebens. Beim Einholen des letzten Getreidefuders wurde von den Erntehelfern ein Kranz aus Ähren gewunden und dieser mit Feldblumen geschmückt. Es war Brauch, eine Erntekrone oder einen Erntekranz zum Zeichen der abgeschlossenen Ernte einzubringen. Ursprünglich wurden die letzten auf dem Feld verbliebenen Halme zusammengebunden und auf dem Weg vom Acker zurück zum Hof des Bauern mit Blumen, die am Wegesrand standen, geschmückt. Nach und nach wurde mehr Wert auf eine dekorativ gebundene Erntekrone gelegt.

So kam es, dass sich etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts Frauen nach der Erntearbeit zum Feierabend zusammenfanden, um in aller Heimlichkeit einen Erntekranz für den Bauern zu binden, welcher ihm dann zum sichtbaren Zeichen des Ernteabschlusses überreicht wurde. Der Einzug des Erntewagens, der das letzte Fuder und die Erntekrone transportierte, wurde von der Dorfgemeinschaft mit großer Freude und Neugier erwartet. Die Erntekrone wurde zu diesem Zwecke zunächst einmal auf das Feld geschafft und nachdem das letzte Fuder verladen war, wurde die Krone oder der Kranz an den Zinken der Gabel, die zum Hochreichen der Garben auf den Wagen zum Einsatz kam, aufgehängt. Alle Erntehelfer und auch einige Kinder nahmen auf dem Wagen Platz, und dann fuhr der Tross zurück ins Dorf. Auf dem Hof des Bauern angekommen wurde ihm und der Bäuerin nun sogleich in einer feierlich anmutenden Stimmung der Ernteschmuck überreicht. Diese Aufgabe war dem Großknecht zugedacht oder wurde von einer Person übernommen, welche beim Binden der Erntekrone beteiligt war.

Die Erntekrone zierte nun als Schmuck das gesamte Jahr über den Hausflur des Bauernhauses. Anschließend dankte der Bauer allen fleißigen Helfern und es wurde in ausgelassener Runde bei Kaffee und frischem Kuchen gefeiert und zu späterer Stunde natürlich bei einem zünftigen Abendbrot reichlich Wurst, Brot und Bier aufgetischt.